Sie war die Tochter von Etichon, dem Herzog von Elsass. Von Geburt an hatte Odilia mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: Sie wurde blind geboren, was zu einer tragischen Reaktion ihres Vaters führte. Berichten zufolge war Etichon wütend, als er erfuhr, dass sein einziges Kind sowohl ein Mädchen als auch behindert war. In seinem Zorn ordnete er ihren Tod an. Ihre Mutter, Bethswinda, griff jedoch ein und überredete ihn, ihr Leben zu verschonen. Anstatt getötet zu werden, wurde Odilia weggeschickt, um von Nonnen aufgezogen zu werden.

Die Nonnen boten Odilia ein behütetes Umfeld und vermittelten ihr einen starken Sinn für Glauben und Liebe. Ein entscheidender Moment in ihrem Leben war, als sie zwölf Jahre alt wurde. Während ihrer Taufe in einem nahe gelegenen Kloster soll sie durch den Segen des Regensburger Bischofs Erhard auf wundersame Weise ihr Augenlicht wiedererlangt haben. Dieses Ereignis markierte nicht nur für Odilia einen bedeutenden Wendepunkt, sondern auch für die Beziehung zu ihrem Vater.

Nachdem sie ihr Augenlicht wiedererlangt hatte, kehrte Odilia nach Hause zurück, um wieder mit ihrer Familie zusammenzukommen. Es kam jedoch erneut zu Spannungen, als Etichon versuchte, für seine Tochter eine Ehe mit einem wohlhabenden Freier zu arrangieren. Trotz des Drucks ihres Vaters äußerte sie ihren Wunsch, Nonne zu werden. Dies führte zu weiteren Konflikten zwischen den beiden, bis Etichon eines Tages entdeckte, dass sie heimlich den Armen zu essen gab. Dieser Akt der Nächstenliebe erweichte sein Herz gegenüber ihren Bestrebungen.

Etichon erkannte das Engagement seiner Tochter, anderen zu helfen und ihren Glauben zu leben, und übertrug Odilia schließlich die Kontrolle über sein Schloss, damit sie ein Kloster gründen und sich um die Bedürftigen kümmern konnte. Außerdem errichtete er am Fuße des Hügels, auf dem sich ihre Burg befand, ein Kloster, um älteren und gebrechlichen Menschen zu helfen.

Odilias Vermächtnis wurde nach ihrem Tod um 720 n. Chr. fortgesetzt. Sie wurde als Schutzpatronin derjenigen bekannt, die unter Augenproblemen leiden, und wird sowohl in der orthodoxen als auch in der römisch-katholischen Kirche verehrt.